Freizeit-Center in SPO – ein aus der Zeit gefallenes Projekt am falschen Ort

2. Statement zum Bau einer Freizeithalle am Medfeldweg in SPO

Am 23. August 2021 wurde interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus St. Peter-Ording der inzwischen nachgebesserte vorhabenbezogene B-Plan  für die Indoor-Freizeithalle (B-Plan 83) am Medfeldweg vorgestellt.

Dazu nimmt der Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen St. Peter-Ording im Rahmen der Bürger*innenbeteiligung wie folgt Stellung:

„Freizeit-Center (FC) bieten ein solitäres Angebot ohne Bezug zur Region. Sie besitzen lediglich eine geringe Ausrichtung auf touristische Trendthemen und Zielgruppen. Eher selten greifen FC neben den klassischen Angeboten wie Fahrgeschäften, Spielautomaten usw. auch regionale Themen auf. Auch der allgemeine Erlebniswert ist teilweise gering.“

Dies ist nicht etwa ein Zitat aus dem so genannten „Verbotsbaukasten der Grünen“, sondern ein Auszug aus dem acht Jahre alten Leitfaden für Tourismusperspektiven im ländlichen Raum des CDU-geführten Bundeswirtschaftsministeriums, so Peter Bothe, Pressesprecher und Vorstandsmitglied des grünen Ortsverbandes SPO.

Weiter heißt es dort: „Um Wiederholungsbesucher*innen zu akquirieren, müssen FC ständig in neue Attraktionen investieren. Gefragt sind intensive, neue und ungewöhnliche Erlebnisse. Hierfür erforderliche Flächenvergrößerungen, hoher Ressourcenverbrauch sowie Verkehrs- und Lärmbelastungen stehen in zunehmendem Widerspruch zu Ansprüchen des Natur- und Umweltschutzes bzw. zu allgemeinen Nachhaltigkeitszielen.“

Wie schon in unserer ersten Stellungnahme vom 17.08.2020 nachzulesen, bestehen nach wie vor Gegensätze zum Tourismus-Entwicklungs-Konzept ( TEK ) sowie zu den Marketingaktivitäten der Tourismuszentrale.

Mit millionen-schweren Aufwand wird zur Zeit der Familientreff an der Promenade gebaut, der die Freizeitbedürfnisse auf einem qualitativ höherwertigen Niveau abdecken soll. Die Gemeinde ist auf dem Weg zu einer Fairtrade-Kommune und plant nachhaltige Projekte im Baubereich. Mit all diesen Aktivitäten lässt sich ein Bezug zu den inhaltlichen Angeboten des FC daher nicht herstellen.

Im Übrigen sollten Bauvorhaben in dieser Größenordnung so lange zurückgestellt werden, bis das Ortsentwicklungskonzept (OEK) Aussagen über die Entwicklung des Ortes formuliert und die Gemeindevertretung entsprechende Beschlüsse getroffen hat.

Auch die Änderungen im präsentierten Entwurf gegenüber den in 2020 genannten Defiziten stellen kaum eine Verbesserung dar. Die Kritikpinkte bleiben daher die zu erwartenden Licht- und Lärmemissionen, die großflächige Bodenversiegelung, die problematische Entwässerung, die Wasser- und Energieverschwendung sowie die Erhöhung des Verkehrsaufkommens in einem ohnehin schon überlasteten Gebiet stehen im Widerspruch zu den Ansprüchen des Natur- und Umweltschutzes bzw. zu den allgemeinen Nachhaltigkeitszielen. Ebenso fehl im Konzept eine klimaschonende Energieversorgung, ein Grün- oder Solardach sowie die Integration von Mitarbeiterwohnungen (z.B. im 2. Stock oder Dachgeschoss) gegen den akuten Mangel an Dauerwohnraum in SPO.

Unser Vorschlag lautet daher, vor weiteren Planungsschritten zunächst eine Umfrage bei Vertretern und Vertreterinnen der Zielgruppe im Rahmen einer Bürger*innen-Beteiligung zu initiieren. Zudem sollte zunächst überprüft werden, ob es Erweiterungsmöglichkeiten bei der schon vorhandenen Infrastruktur gibt wie z.B. am Westküstenpark, am Strandübergang Böhl, am / im neuen Familientreff an der Promenade oder in den Bauhofhallen.

Grundsätzlich begrüßen wir ein zusätzliches Angebot an Freizeitmöglichkeiten sowohl für einheimische junge Menschen als auch für Gäste. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass sich Bauausschuss und Gemeindevertretung dieses Projekt in der jetzigen geplanten Form ablehnen.